Dienstag, 31. März 2015

Am Westtellerrand

Und warum ich buntes Klopapier kaufen wollte!

Zumeist finden sich diesem Blog Geschichten vom Osttellerrand der früher bekannten Erde. Vor wenigen Tagen gab es die Chance, die Welt vom christlichen Westtellerrand aus zu betrachten. Eigentlich liegt Portugal ja außerhalb des Blickfeld durchschnittlicher Mitteleuropäers.

Nach Lissabon fahrt ihr, liegt das nicht in Spanien, fragt die Mutter Luo Yous. Nein, Mama, das ist die Hauptstadt Portugals. Was ist Portugal? Und so mahnen die Reiseführer gleich, da doch viele Deutsche Spanien kennen und zumindest einige auch Kastilisch gelernt haben können, die Portugiesen nur nicht mit Spaniern gleichzusetzen.

Während die Griechen sich so bockig zeigen, dem kapitalistischen Dogma der starken Wirtschaftsnationen zu folgen und damit in den lokalen Breiten wahrgenommen werden, scheinen sich die Portugiesen ihrem Schicksal zu fügen. Auch sie sind offenbar in die europäische Förder- und Kreditfalle geraten. Der Immobilienmarkt wirkt mit einer Vielzahl von Ruinen in der Hauptstadt, Ghettobildung, Spekulationsobjekten, hohen Preisen an den Aushangtafeln der Maklerbüros und Luxussanierungen in erneuerten Gebieten desaströs. Die öffentliche Armut ist erschreckend, so wenn sich Menschen die Reste von Hamburgern in den „Food Malls‟ der Einkaufszentren von den Tischen holen oder traurige Senioren Touristen irgendwo in der Hauptstadt ansprechen, um zu betteln und etwas Geld zu erhalten.

Schon mit Riß und noch kleinen Rechtschreibfehler, aber immmer noch werbewirksam in Portugal ist die Plakattafel.

Aber nicht nur das Leiden sondern auch die Liebe und Gefühle werden herausgestellt.

Statt der immer noch verhaltenen Papiererotik am Osttellerrand sind auf fast jeden Platz und an vielen Ecken knutschende Paare zu sehen, welche die Öffentlichkeit an ihrer Zuneigung teilhaben lassen wollen und zeigen, wie es zwischen ihnen knistert.

Auch das Strandleben zeigt Reize. Noch ist Vorsaison in Casceis. Junge Kindergärtnerinnen genießen das Sonnenbad im März, während die schutzbefohlenen Kinder etwa 30 Meter entfernt umzäunt im Sand spielen können. Vielfach lassen sich brasilianische Einflüsse auf das ehemalige Mutterland Portugal feststellen. Bei der schon attraktiven Bademode dürften diese gerne noch etwas ausgeprägter sein. Dabei ist zu beachten, dass die Aufnahme im kühleren März gemacht wurde und die Strände insgesamt noch kaum besucht waren.

Ankunft am christlichen Westtellerrand, dem „Cabo da Roca‟, mal ein anderes Ende der Erde nach so viel Pazifik in den vergangenen Jahren. Für 11 Euro gibt es eine Urkunde, die bestätigt, dass man dort gewesen ist und sich zumindest für den Zeitpunkt, zu dem ich dort war, bei Asiaten großer Beliebtheit erfreute.

Für den sparsameren Menschen reicht das Erinnerungsfoto vor der Säule mit Kreuz am westlichsten Punkt des Kontinents.

Zurück in der Zivilisation: Renova-Klopapier-Promotion nicht nur auf den Türen der Flughafentoilette in Lissabon sondern auch am Eingang des Einkaufszentrums „Vasco da Gama‟, das gegenüber dem Fernverkehrsbahnhof Oriente am Gelände der Weltausstellung „Expo 1998‟ liegt. Ich sehe auf dem Foto nur ein Argument, darüber nachzudenken, Rollen von leuchtend durchgefärbten Toilettenpapier zu erwerben.

Weiteres Bemerkenswertes zum Volk der Lusitanier folgt in Kürze.