Sonntag, 28. Dezember 2014

Rückblick zum Jahresende – Taiwan 2002 und 2014

Meine zweite Reise nach Taiwan 2002

Im Jahr 2002 starte ich zum zweiten Mal zu der bezaubernden subtropischen Insel zwischen Pazifik und Formosastraße. Auf der Reisestrecke lagen nach dem - damals noch – Chiang-Kai-Shek-Flughafen Kaohsiung insbeswondere mit dem buddhistischen Zentrum Fo Guan Shan, die Stadt Meinung mit ihrem Hakka-Museum, Kenting mit der Jugendherberge im chinesischen Stil unterhalb des Froschfelsens sowie dem später durch einen Film sehr populären Chateau-Hotel, dann das Gebiet von Alishan mit der Jugendherberge in Erwanping, der Berggegend um Tatajia, der Bahnhof von Fenqihu. Der Abschluss dieser Reise führte mich nach Taipei. In Erinnerung geblieben sind die Schwefelquellen am Yangminshan und die damals zum Restaurant adaptierte frühere amerikanische Botschaft.

Erst von Kaohsiung in den nahen Osten, nämlich das Gebiet um Meinung, in dem die Volksgruppe der Hakka lebt, dann in den Süden ins Urlaubsgebiet um Kenting. Dann folgte die Route nach Norden in die Berge von Alishan und anschließend nach Taipei in die Hauptstadt.

Vor 12 Jahren fehlte dem Kloster Fo Guan Shan noch das Monumentale.

Aber damals wie heute straht die alte Haupthalle des buddistischen Klosters Spiritualität und Erhabenheit aus.

Die Reise war übrigens meine erste Begenung mit Kenting, dem Urlaubsgebeit im Süden Taiwans. Sehnsüchtig blickte 2002 in Eluanbi an der Südspitze der Insel der Generalissimo Chiang Kai-Shek als Statue in Richtung des chinesischen Festland und träumte noch von dessen kriegerischer Rückeroberung der verlorenen Gebiete, die wieder Millionen Menschen unendliches Leid gebracht hätte.

Heute sind viele der Statuen im Cihu-Skulpturen-Park vom Daxi versammelt. Prominente Plätze wurden nicht wegen der – etwa wie hier in Eluanbi - fotografierenden chinesischen Touristen freigemacht, sondern weil während der Regierungszeit der DPP diese Huldigung des ehemaligen Diktators unpassend in der sich fortschreitend demokratisierencen Gesellschaft Taiwans empfunden wurde. Übrigens waren damals trotz der heute fehlenden Statuen viele Plätze und Orte mit Interesse für ausländische Besucher signifikant leerer. Ob ich irgendwann einmal die silberne Ehrennadel der Gemeinde Kenting für den 25. Urlaubsaufenhalt dort bekommen werde?

Eigentlich ein Muss für den Taiwan-Touristen: Die Waldeisenbahn von Alishan. Nach 2002 gingen verschiedene Taifune, subtropische Regenschauer und Erdrutsche über die schmalspurige Gebirgsbahn nieder.

Deshalb fährt seit Jahren kein Zug mehr auf dem Hauptabschnitt der Bahn. Obwohl einige wichtige Brücken und aufwändige Bauten für die Strecke wieder errichtet wurden, deutet die Baustellenatmosphäre insgesamt darauf hin, dass der betriebslose Zustand noch einige Zeit andauern wird.

Der Bahnhof von Erwanping. Nett waren die Abende mit Herrn Bahnhofsvorsteher Shr in seinem kleinen Stationshaus bei Heineken-Bier und Suntori-Whiskey.

Zwar ist das Bahnhofsgebäude mit einer Holzverkleidung, doch dürfte der Vorsteher längst in Pension sein oder wurde ins Flachland vor der Endstation in Chiayi versetzt. Augenscheinlich waren zwei Drittel des Bahnhofsgeländes den Steilhand hinab gerutscht. Hergestellt ist das Areal wieder, nur fehlen noch neben einem vorhandenen Bauzuggleis die Gleise für die Personenzüge.

Ehehölle Yangminshan – Bei Schwefeldämpfen halten sich die Brautjungfern die Nase zu. Luo You hat zu dem Zeitpunkt kaum erwartet nur wenige Jahre später in gleicher Weise für posen. Zumindest waren für die Fotos die Hintergründe himmlischer und weniger höllisch.

Für das Jahr 2015 bin ich sehr gespannt, wohin sich Taiwan weiter entwickeln wird. Auf den Jahreswechsel in Kaohsiung freut sich Luo You jedenfalls schon. Allen Lesern und Freunden wünsche ich herzlichst alles Gute!

Sonntag, 21. Dezember 2014

Formosa verloren, Mütze behalten!

Mit guter Schrift- und Sprachkunde kommt man weiter

Hier kommt noch eine Tierparkgeschichte aus der „Fauna‟ in Solingen-Gräfrath.

Die folgende Szene im Bild macht deutlich, wie wichtig es ist, die Sprache seiner Umwelt zu beherrschen. „Die Geschichte Taiwans‟ von Oskar Weggel, die ich in der Ausgabe von 1991 während der letzten Tage las, führte mich zu der Assoziation, dass der Xiǎo de péng-yǒu‟(小的朋友), der kleine Freund, wie Kinder schon mal in Taiwan genannt werden, in einer ähnlichen Situation steckt, wie die Holländer im Jahr 1661 in Taiwan.

Zunächst sind Weggels Darstellungen der Geschichte Taiwans sehr detailliert und wirklich lesenswert, wenn ich auch nicht allen Thesen folgen kann. Hier wäre zu hinterfragen, ob diese mit unserer Sichtweise im Jahr 2014 noch so gehalten werden können. Ob beispielsweise der Candidius-See, von den Ureinwohnern so getauft wurde, weil die holländischen Missionare so beliebt waren, ist meiner Meinung nach schwer vorstellbar. Mal schauen, was die Menschen vom Stamm der Thao sagen, wenn Luo You sie im kommenden Januar danach befragt.

Rechts steht der Junge, der noch die Mütze aufhat, wie einst die Offiziellen der Vereinigten Ostindischen Companie den Gouverneurshut von Formosa. Diese niederländische Handels- und Militärorganisation beherrschte die Insel von 1624 bis 1662. Links liegt in der Vorstellung das chinesische Festland. Die Lamas symbolisieren das am Handel mit den Holländern interessierte China. Im Tierpark geht es um den Austausch von leckerem Futter gegen Zuwendung. Das Lama, das der fütternden Hand am nächsten ist, ist Armeeführer und Territorialherrscher Zhèng Chéng-Gōng (鄭成功) oder verwestlicht mit seinem Ehrennamen Koxinga ( 國姓爺 oder Guó Xìng Yé).

Koxinga, als Getreuer des untergehenden Ming-Kaiserhofs, stand nach einer militärischen Niederlage auf dem Festland unter Druck. Die angreifenden Mandschu trieben China in der Zeit zur neuen Qing-Dynastie.

Wer lesen und verstehen kann, ist klar im Vorteil. Dieses Wissen haben die alten Holländer auf Taiwan lernen müssen. Hätten sie chinesisch verstehen und lesen können, wäre das Desaster von 1661 / 1662 mit einer erfolgreichen Invasion Koxingas und Vertreibung der Holländer vermutlich so nicht passiert.

Aber die Holländer standen ihrem Übersetzer und Unterhändler He Tingbin (何廷斌) zwar mißtrauisch gegenüber, aber sahen wohl keine Alternative zu ihm.

So konnte He Tingbin (何廷斌) ein doppeltes Spiel treiben. Während er Koxinga suggerierte, dass die Niederlande ihm gegenüber ihre Tributpflicht anerkannten, erklärte er den Holländern, dass die flaue Handelsbeziehung aufgrund der Antipathie gegenüber dem vormaligen Gouverneur entstanden wäre. Dabei nahm er einen extra Handelszoll im Namen der Koxingas neben der niederländischen Abgabe von den chinesischen Schiffen, die Taiwan verließen. Koxinga stelle Tingbin Taiwan als fruchtbares Eiland mit Potenzial darstellte; die Eingeborenen würden nur auf eine Befreiung von den Holländern warten. Die Niederländer hingegen wussten nichts von den Treffen zwischen Tingbin und Koxinga.

Wichtige Dokumente lesen und verstehen zu können, ermöglicht es, sich auf Attacken vorzubereiten, diplomatisch zu reagieren, beziehungsweise eine Verteidigung aufzubauen oder Verstärkung zu holen.

Bei dem Jungen im Tierpark blieb trotz Annäherung an das rebellische Lama die Mütze auf dem Kopf. Hätte er den Hinweis lesen könnte, wäre die Mütze bei den nur wenige Meter entfernt stehenden Eltern der sichere Aufenthaltsort gewesen.

Die Holländer aber verloren die Oberherrschaft über Taiwan für immer. Frühzeitiges Verhandeln und Absichern der Position schied aus, Verstärkung und Nachschub zur Verteidigung kam nicht mehr an.

Vielleicht ist es auch deshalb für Taiwan und die Taiwaner so wichtig, Sprachen früh zu lernen, im Ausland zu studieren und sich international zu öffnen. Keine mangelhafte oder ausgebliebene Kommunikation soll dazu führen, dass die Insel wieder verloren geht.

Montag, 15. Dezember 2014

MIT

Made In Taiwan

Gestern wurde beim Sonntagsausflug nach Solingen Swinhoes Fasan (Lophura swinhoii, in Solingen auch Hierophasis swinhoii genannt) im Tierpark „Fauna‟ (wieder-) entdeckt. Auf Taiwan selber sollen von der endemischen Art noch etwa 10.000 dieser Waldvögel leben.

Entdeckungen im 21.Jahrhundert: Lebensformen „made in Taiwan‟ in Solingen - Während sich unter den Mützen die beste Ehefrau von allen und eine unserer Nichten verbirgt, befinden sich hinter dem Maschendraht des Käfigs zwei Pärchen des Swinhoe-Fasans. Ob es auch außerhalb ihres Habitats in den Wäldern Taiwans und dem ungemütlichen deutschen Klima Nachwuchs geben kann?

Erstmals - zumindest für die Zoologische Gesellschaft von London - fand der britische Naturforscher Robert Swinhoe auf Taiwan 1862 die Art. Vogelkundler John Gould führte die Art 1863 in seinem siebenbändigen Werk „Birds Of Asia‟

Swinhoe besuchte im Zeitraum ab dem Jahr 1856 mehrmals Taiwan. 1860 wurde er der erste europäische Konsul auf Formosa. Fleißig sammelte der Naturforscher in seinen Jahren in Ostasien und beschrieb die Arten vornehmlich als Vogelkundler. Swinhoe musste 1875 wegen seiner Gesundheit China verlassen. Zwei Jahre später verstarb er im Alter von 41 Jahren.

Beschreibung am Käfig – Offenbar verträgt sich der Fasan friedlich mit Vogelarten aus Afrika und Amerika auf kleiner Fläche.

Die ersten Blaufasane soll Konsul Swinhoe 1866 nach Europa gebracht haben. Interessant ist, das in der Quelle „www.ziergefluegel.com‟ nur ein Vogel genannt ist, mit dem es ein Jahr später zur Nachzucht von 12 Jungvögeln kam.

Sicher ist davon auszugehen, dass Swinhoe weder die Art als erster Mensch entdeckt oder gefunden hat. Es sollte davon auszugehen sein, das er auf unheimische Zuarbeiter angewiesen war. Der Blaubauchfasan (藍腹鷴 oder Lán Fù Xián), so der chinesische Name des Vogels, dürfte den Menschen in China und auf Taiwan seit Jahrhunderten bekannt sein. Aber so ist nun einmal das westlich-imperialistische Denken: Ignorieren, wegnehmen und bestimmen. Warum heißt der Vogel Swinhoefasan und nicht Lanfuxian? Swinhoe, ein Jüngling in seinen Zwanzigern, der in eine gutausgestattete britische Familie hineingeboren wurde und einige wenige Jahre in Taiwan war, beschreibt einem einflußreichen Ornithologen in England einen Vogel, den er gesehen und wohl auch gefangen hat. Und „Bums‟ hat das Viech seinen Namen weg!

Sonntag, 14. Dezember 2014

Reiseziel Candidius-See

Kurort oder Hort der Kulturlosigkeit?

Nachdem der erste Taiwanurlaub der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Mutter so förderlich war, brauchten wir in diesem Jahr nicht die Frage zu stellen „Weihnachten alleine oder Taiwan?‟ Taiwan mit seinen freundlichen Menschen, einem angenehmen Winterklima, schönen Landschaften und der vielfältigen Küche hat sich als quasi Kurort für sie bewährt. 2014 fliegen wir ohnehin erst zwischen den Jahren auf die subtropischen Insel.

Diesmal ist das Reisziel ein Wiedersehen mit dem Candidius-See, besser bekannt als Sonne-Mond-See (日月潭 oder Rì Yuè Tán) in Mitteltaiwan.

Als kleinster Ureinwohnerstamm Taiwans leben um den See die Thao mit 759 Stammesmitgliedern im November 2014, die nach der Legende bei der Jagd auf einen weißen Hirschen den See entdeckt haben sollen. Aufgrund der Schönheit des Ort und guten Lebensbedingungen haben die Thao sich dort niedergelssen.

1624 begonnen die Holländer Taiwan zu besetzen. Zu ihrer Erschließungspolitik zählte auch Bekehrung der Ostinder zum Christentum. Der holländische Missionar George Candidius war von 1627 bis 1637 so erfolgreich, das nach ihm der idyllischen See benannt wurde. Verfestigen konnte sich der Name aber nicht, wurde aber noch in der frühen westlichen Kartografie Formosas aufgenommen.

Heftige Veränderungen am Sonnen-Mond-See kamen mit der japanischen Kolonisierung Taiwans. 1919 begann der Ausbau zur Nutzung der Wasserkraft. Seit 1934 wird den industriellen Zentren Energie aus dem Wasserkraftwerk geliefet. Bis 1960 konnte das Kraftwerk den gesamten Strombedarf Taiwans abdecken.

Weitere große Veränderungen ergaben sich mit der Herrschaft von Chiang-Kai Shek. Wer die schönsten Orte auf Taiwan kennenlernen möchte, kann getrost der Liste der Gästehäuser von Chiang Kai-Shek (蔣介石 oder Jiǎng Jiè-Shí) folgen. Stilsicher wurden Paläste und Villen des Diktators in die herausragenden Landschaften der Insel platziert. Neben seinem Gästehaus Hanbi Lou (涵碧樓), dem heute ausgebauten und transkribierten , Lalu-Hotel sind Tempel, Pagoden, Kirchen und neben dem Gästehaus auch weitere Unterkünfte zur Ausschmückung der Landschaft im chinesischen Stil entstanden.Nach Lebensraum und Chance zur Energiegewinnung wurde die Landschaft über ihren Erholungspotenzial in Wert gesetzt.

Dabei könnte - mal abgesehen vom angenehmeneren Winterklima, von der Fremdartigkeit der Gebäude und Menschen - auch mancher Stausee im Sauerland es gut mit dem landschaftlichen Reiz des Sonne-Mond-Sees aufnehmen.

Inwertsetzung und Kommerzialisierung des Landschaftsraums im 21. Jahrhundert – Mittels einer High-Tech-Seilbahn geht es über die Berghänge am Sonne-Mond-See zum Freizeit- und Kulturpark.

Heute besteht Sorge am Sonnen-Mond-See, dass die Flut chinesischer Touristen und der damit entstehende Rummel auf längere Sicht schadet. Der Druck der Massen, möglichst viel für wenig Geld zu bekommen und dabei das Risiko kaufkraftstärkere Reiseklassen zu verlieren, lässt die Menschen, die dort wohnen und arbeiten, nachdenken.

Auch Luo You hat viel darüber nachgedacht, ob die Ziele kulturloser Máo Fěi (毛匪) überhaupt noch in Betracht kommen. Es gibt immer noch weiße Flecken auf der Landkarte Taiwans. Noch sind nicht alle Standorte von Gästehäusern Chiang Kai-sheks erkundet. Allein aus dem Glauben der taiwanischen Ehefrau, der Sonne-Mond-See sei etwas ganz besonders, weil so viele dort hin reisen, und der Bequemlichkeit des ausgebrannten deutschen Ehemanns, was anderes außerhalb der Spurrillen schwerer Reisebusse vorzuschlagen, fahren wir möglicherweise deshalb wieder und wieder dorthin.

Luo Yous weiße Flecken auf Formosas Landkarte – Eine Reise wert ist beispielsweise die Gegend nördlich von Ruì-Fāng (瑞芳) entlang der Shen-Ao-Bahnlinie. Nach kürzlicher Äußerung von Europäischem Gerichtshof und Bundesgerichtshof ist jetzt etwas mehr Rechtssicherheit zum Einbetten fremder Inhalte entstanden. Ich gehe mal davon aus, dass Shuifan Liu den Videoclip als Urheber eingestellt hat und ich hier kein erweitertes Publikum von Internetnutzern gegenüber Youtube anspreche. Sollte Shuifan Liu doch etwas Schlimmes mit dem Einstellen dieses Videoclips gemacht haben, distanziere ich mich davon. Wozu ich sonst gerne auf Taiwan eigene Bildmaterial herstellen möchte, sind die Nordküste Taiwans mit „Queen´s Head‟, die Matzu-Inseln, Wulai südlich von Taipei, nochmal bei besserem Wetter das Gebiet um die Schneeberge mit Wuling und Taipingshan. Auch ein längerer Aufenthalt an der südöstlichen Pazifikküste, also südlich von Taimali steht noch auf der persönlichen Wunschliste.

Die nächste Reise ist jedenfalls entschieden, gebucht und angezahlt. In gewisser Hinsicht hat das Erleben von Chinesen in großer Zahl auch seinen Reiz und ist auch eine Art von Urlaub, die ermöglicht den deutschen Alltag hinter sich zu lassen. Zum „People Watching‟ ins entwickelte demokratische Taiwan erscheint durchaus die angenehmere Alternative zur Volksrepublik China. Richtig kulturlos sind nach meiner Erfahrung ohnehin nur wenige Einzelpersonen, wobei es schon stört beispielsweise ein vom Vormieter verrauchtes Nichtraucherzimmer zu erhalten. Immerhin werden Reisende mit westlichen Gesichtern in taiwanischer Begleitung schon mal an Gruppen von Chinesen vorbei gelotst nach dem Motto „Ihr ward früher da.‟ Das kann innerlich durchaus aufbauen.

Freitag, 12. Dezember 2014

¡Yo quedo Yo(u)!

Ausgespuckt!

Im 9. Jahrhundert gelang es einem Menschen mit dem Namen Wilfied der Haarige verschiedene Grafschaften um Barcelona unter seine Herrschaft zu bringen und damit quasi Katalonien zu gründen. Er erhielt auch das Recht von den Franken, seinen Titel und die Ländereien zu vererben, so dass die Familie erstmal ausgesorgt hatte. Nach der Legende hatte Wilfried in einer Schlacht blutende Verletzungen davongetragen, in die sein damaliger König Karl der Kahle seine Finger tauchte und vier rote Streifen auf Wilfrieds goldenen Schild zog. Aus diesem unhygienischen Handeln soll sich die Flagge Kataloniens, die Senyera, ableiten.

Da im Jahr 986 weder eine gefordete Hilfestellung von den Westfranken kam, noch dem König die Lehntreue geschworen wurde, erhielt Katalonien de facto seine Unabhängigkeit. 1164 entstand nach Heirat die Staatsgemeinschaft Aragon – Katalonien, die sich auf weitere Gebiete im Mittelmeerraum ausdehnte. Vertraglich verzichtete Frankreich als Rechtsnachfolger der Franken endgültig 1258 auf Gebietsansprüche in Katalonien gegenüber dem Königreich Aragonien. 1506 kam im spanischen Einigungsprozess den "Reyes Catolicós", den katholischen Königen Fernando und Isabel, folgend auch die kastilische Krone hinzu, so dass alle Gebiete unter einem Herrscher standen. Spanien konnte mit der kurz zuvor, nämlich 1492, erfolgten Entdeckung Amerikas zur Weltmacht aufsteigen.

Und heute?

Nach hunderten von Jahren einer gemeinsamen Staatsentwicklung hat sich am 9.11.2014 bei einer inoffiziellen Befragung in Katalonien eine Mehrheit der Teilnehmer für die Unabhängigkeit der nordostspanischen Region ausgesprochen. 1,83 Millionen Menschen, 80 % Prozent der Wahlteilnehmer, votierten für einen eigenständigen katalonischen Staat. Die Zahl der Wahlberechtigten läge bei einer regulären Wahl bei rund 6,2 Millionen Menschen, was heisst, das lediglich ca. 20 % der Wahlberechtigten einer Unabhangigkeit Kataloniens zugestimmt haben. Der Präsident Kataloniens bat trotzdem um Unterstützung für legales Referendum. Vermutlich gäbe es wie in Schottland dann endlich Klarheit und die penetranten Unabhängigkeitsanhänger wären zumindest für einen gewissen Zeitraum ruhig.

2008 bezeichneten 32 % der Bevölkerung Kataloniens das Katalanische als Muttersprache, 55 % gaben Kastilisch (Spanisch) an und 4 % nannten beide Sprachen. Laut den amtlichen Erhebungen war Katalanisch als Umgangssprache rückläufig. Spanischsprachige Zuwanderer - und nicht nur diese empfinden - die Sprachpolitik mitunter als schikanös, da ihnen, etwa für öffentliche Stellen, Katalanischkenntnisse abverlangt werden. Wer einmal an einem Sonntag an einer Bushaltestelle, wo der katalanische Aushang nur im Kleinstgedruckten spanische Erläuterungen enthielt, auf einen Bus gewartet hat, der nur an Werktagen fährt, kann dies absolut nachvollziehen. Welcher ehemalige Schüler der spanischen Sprache kann schon erahnen, was „dilluns, divendres, dissabte, diumenge‟ im katalanischen Spanien bedeuten sollen?

Erkennbar hegt der Verfasser dieser Zeilen wenig Sympathie für die katalonische Unabhängigkeitsbewegung. Eigennützig gedacht entwertet sie meine Spanischkenntnisse. Sie ist in einem Europa aber auch unnötig, das sich als gemeinsamer Kulturraum immer weiter annähert. Hier stehen offenbar Partialinteressen einiger gekaufter Regionalfürsten im Vordergrund, möglichst viel für sich herauszuholen. Katalonien war fast immer regionaler Bestandteil in einem umfassenderen Staatsgebiet. Schon aus der geografischen Lage als Engstelle auf der iberischen Halbinsel ist die Gegend um Barcelona eine Schnittfläche zwischen dem Nordosten und dem Südwesten. Austausch und Transfer sprechen in diesem Raum gegen Seperatismus und Absonderung.

Wie anders ist da mein Reiseziel für die kommenden Neujahrsferien zu sehen, die schöne Insel Formosa, in einer Randlage und getrennt vom asiatischen Kontinent, weit entfernt von den Wertvorstellungen und dem politischen System Chinas, über Land nicht verknüpft mit den Nachbarn, fast immer in seiner Geschichte unter einer wirklichen Fremdherrschaft, so als japanische Kolonie, oder als Inselstaat, wie heute, autonom. Von chinesischen Festland wurde Taiwan eigentlich nur von 1683 bis 1895 und in den ersten Nachkriegsjahren 1945 regiert. Jahrhunderte unterscheiden die Geschichte Kataloniens und Taiwans.

Hier ist es an der Zeit, zu einem Referendum aufzurufen, unterstützt von der internationalen Staatengemeinschaft und akzeptiert von den großen Nachbarn, insbesondere der Volksrepublik China. Aber doch nicht in Katalonien!

Sprachpropaganda und klareres Licht am Strand von Es Trenc - Poesie des katalanischen Dichterfürsten Miguel Costy y Llobera verschönt einen Bunker, den Sprachverbieter Franco zur Abwehr einer befürchteten Invasion der Republikaner im spanischen Bürgerkrieg hier errichten ließ.

Sprachterror anders – Hausgemachtes Eis verwandelt die Hauptstraße des mallorquinischen Arta in eine Seitengasse der Fußgängerzone Elberfelds.

Das kann kein CSU-Anhänger sein, der im fremden Land seine Zugehörigkeit zu einer Parallelgesellschaft und Ablehnung jeglicher Integrationsbereitschaft provokativ zur Schau stellt. Ihr sollt die Sprache des Landes bis in eure Wohnstuben reden und schreiben, elende Überfremder, so wills Herr Andreas Scheuer, der Prager Doktor (Europa, aber …). Ziemlich bescheuert wird´s, wenn sich Politik so ins Private hereinpopelt. Soll er sich doch darum kümmern, dass nicht einige wenige – Er meint mit denen bestimmt die Begünstigten der Luxemburger Steuervorbescheide - denen auf der Tasche liegen, die täglich leisten, leisten, leisten. Geh an deinen deinen Stammtisch, rülps dein Bier runter und murmel bayerisch, aber nerv nicht mit offener Hose rum, du narrisch Depperter, mag Luo You solchen Thesen zurufen! Alles nur ein Missverständnis, wiegelt Seehofer die gut vorbereiteten Entwürfe ab.


Dabei hat sich die beste Ehefrau von allen - trotz Englisch in der Küche und Chinesisch mit der Nichte - schon erstaunlich in den vergangenen Jahren entwickelt. Bei der ersten Reisen in Luo Yous Begleitung durch Deutschland blieben versalzene Suppen stehen, italienische Nudeln mit ekligen, sogenannten Meeresfrüchten fanden den Weg zurück in den Abfallcontainer des Restaurants – wo sie vermutlich auch herkamen. Harte Brötchen zum Frühstück stellten sich mehr als kulturelle Besonderheit dar und nicht als Nahrungsmittel. Nach Integrationskurs und vieljährigem Aufenthalt in Deutschland ist wenig von dem geblieben. Dem Motto „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt‟, selbst wenn es nur hartes Porzellan und der Salzstreuer sind, hat sich die Frau perfekt angepasst.

Trotz allem gibt es noch die Momente des „Das geht gar nicht!‟.

Damenfrühstück auf Mallorca – Was für Vampire Knoblauch ist für Taiwaner Ziegenkäse. Hier im Foto ist auf dem Teller unten rechts zu finden. Zwischen geröstetem Brot im Bruschetta-Stil mit Knoblauchbutter und Tomate findet er sich unter dem Ring von der mild-grünen Peroni. Nach dem reflexartigen Ausspucken und dem hochkommenden Würgreiz ist erstmal der Mund auszuspülen.

Dem deutschen Ehemann mit vermutet polnischen und schweizer DNA-Abschnitten, zwischen denen ostpreussisch, thüringisch, rheinisch, westfälisch und sonst woher stammende Biomoleküle verkettet sind, schmeckt der würzige Käse auf dem angebissenen Häppchen gut. Ohne Ziegenkäse aber mit Chorizo hat der Snack mittlerweile Einzug in unsere Küche gehalten. Da bleibt nur zu hoffen, dass die CSU es nicht auch noch zum Leitantrag macht, neben der deutschen Sprache auch die deutsche Küche zu fördern, um das Entstehen geschmackvoller Parallelgesellschaften zu verhindern. Die Nichte ist übrigens froh, ab morgen auf die klassische deutsche Küche ihrer wortkargen Au-Pair-Familie in Bayern verzichten zu können.

Sonntag, 30. November 2014

Taiwans Perspektive

Oder alles schon mal da gewesen?

Wie es schon erwartet wurde, ist Taiwan mit den gestrigen Regionalwahlen deutlich grüner geworden. Vor allem hat die demokratische Fortschrittspartei DPP viele wichtige Bürgermeisterämter von der chinesischen Nationalpartei KMT übernommen. Verbunden ist das Ergebnis mit der Politik des Präsidenten der Republik China auf Taiwan, quasi mehr als eine Denkzettelwahl. Der derzeitige Amtsinhaber Mǎ Yīng Jiǔ oder Ma Ying-Jeou(馬英九) teilt das Schicksal mit seinem Vorgänger Chén Shuǐ Biǎn (陳水扁) vom hochgelobten Politiker und Hoffnungsträger nach zwei Wahlperioden bei den meisten Wählern auf tiefste Ablehnung zu treffen.

Ob die jetzige Wende zu mehr DPP wirklich zu Verbesserungen für die Bevölkerung Taiwans führt, ist zu bezweifeln. „Überall glotzen die feisten Gesichter der selbstverliebten und sich selbt dienenden Politikerkaste von den Wänden, die nicht mal die elementarsten Funktionen von Politikern erfüllen: Zum Beispiel wenigstens die Schulwege sichern ... oder für ungiftiges Essen ... zu sorgen‟, schreibt Fu Ludigel in seinem Blog.

Jetzt dürfen an vielen Stellen andere Politiker und Parteifreunde – oder sogar Familienmitglieder - an die Tröge, um sich am öffentlichen Eigentum, das die Allgemeinheit erarbeitet, zu bedienen oder sich vorteilhafte Gesetze und Möglichkeiten zu verschaffen. Sichere Schulwege und gesunde Nahrungsmittel geraten da leicht aus dem politischen Fokus, wenn nicht gerade medienwirksam berührende Einzelschicksale auftauchen, wie ein überfahrenes oder vergiftetes Kind. Wer kann schon eine Krebserkrankungen mit einem Ananaskuchen in Verbindung bringen?

Das bei Sozialdumping und Preisdruck auf den umkämpften lokalen (bei Garküchen und Restaurants zum Beispiel) und globalen Märkten (etwa der Elektronikindustie und ihren Standortverlagerungen zwischen China und Taiwan) irgend wann auch die Qualität und Sicherheit der Nahrungsmittel gefährdet ist, war in diesem Wirtschaftssystem mit seiner Grundeinstellung, der Gier zur persönlichen Reichtumsmehrung, unausbleiblich.

Die soziale Verantwortung auch für die Mitmenschen (nicht nur innerhalb der Familie) und die Nachhaltigkeit im Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen (nicht nur für die eigene Generation und Lebenszeit), weil nicht jeder eine Fluchttür hat, sind da nicht so ausgeprägt.

Lösungsansatz Importlebensmittel zur gesunden Ernährung und Reduzierung des Krebsrisikos – Bereits Vorjahr brachte Luo You deutsche Spekulatius nach Taiwan. Hergestellt, garantiert ohne taiwanische Milch, sind sie von der Traditionskonditorei Messner in Wanne-Eickel. Die grüne chinesische Dattel (Ziziphus jujuba) stammt aus der Obstplantage des zweiten Schwippschwagers. Da weiß man, womit gespritzt wurde.

Scheinbar sind Strategien des politischen Überlebens oder Erfolgs auch nicht so viel anders als in Deutschland. Es ist hier bei Kommunalwahlen schon üblich, dass SPD-Bürgermeisterkandidaten ihre politische Herkunft ganz klein schreiben oder schnell zu Unabhängigen werden. FDP-Mitglieder verfallen bei einer Bürgermeistermeisterkandidatur einschließlich ihrer gesamten Anhängerschaft und der Lokalmedien in eine tiefe Amnesie über ihre parteiliche Zugehörigkeit. Genauso ist es auch bei Spitzenkandidaten in Taiwan gewesen. Den Wählern wird erleichtert, ihrer Person zuzustimmen. Das damit verbundene Programm, über das die Wähler nicht mehr nachdenken müssen, steht im Hintergrund.

Ob mit den jetzigen Wechseln in Taiwan und der Perspektive für die Präsidentschaftswahl 2016 den Zielen der Menschen nach sicheren Erwerbsmöglichkeiten ohne ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, einer gesunden Umwelt und Versorgung nachgekommen wird, mag bezweifelt werden. Zu sehr ist das Schicksal Taiwans mit Entscheidungen in den USA und der Volksrepublik Chinas im pazifischen Raum verbunden. Die taiwanische Wirtschaft ist schon so stark mit der auf dem Festland verwoben, dass die DPP im Sinne einer größeren Unabhängigkeit Taiwans zwar Prozesse der Annäherung und wirtschaftlichen Einnahme durch China verlangsamen, aber nicht aufhalten kann. Dort werden die Bedingungen bestimmt. Will die KMT weiter über 2016 hinaus regieren, muss sie den Taiwaner die laufenden Entwicklungen schonend nahe bringen und mehr Rücksicht auf diese nehmen. Dafür ist nur noch wenig Zeit.

Mit der DPP in den Stau - Am 9. Januar 2008 blockierte der Wahlkampf-Truck von Chén Shuǐ Biǎn (陳水扁) Luó Yōu (羅優) den Weg. Während ich letztendlich weiter gekommen bin, endete der Mann hoch auf dem grünen Wagen im Gefängnis.

Freitag, 31. Oktober 2014

Tapas del Tipo Taiwanés

Von Mallorca ins wahrscheinlich erste Taiwan-Restaurant Düsseldorfs

Noch nie war der Unterschied so groß zwischen dem letzten Urlaubstag und dem ersten Arbeitstag. Es war fast das Gefühl vom Paradies in die Unterwelt abzusteigen. Zwar waren wir nur auf Mallorca, aber die arkadischen Landschaften, das Blau des Meeres, mediterrane Sonne und Licht mit Menschen fast im ursprünglichen Habitussorgten doch für eine euphorische Stimmung. Da wundert es nicht, dass die Insel in so großem Maße Mittel- und Nordeuropäer anlockt. Die letzte Station auf der Finca Sa Carrotja bot das Frühstück bis Mittags an. Wer mag da vor 9 Uhr aufstehen und nicht um die 2 Stunden am Buffet mit Jura Kaffeeautomat, selbst gepressten Orangensaft, Jamon Serrano, Chorizo, lokalen Käsesorten, Früchten, Marmeladen und vielen lokalen Spezialitäten bleiben? Deutschland folterte sofort danach mit Regen, Dunkelheit, knappen Frühstück um 6, Büroarbeit vorm Bildschirm in der Zelle von 7 bis 7 Uhr und mehr, Fertigsalat vom Discounter zur halbstündigen Mittagspause.

Cala Boquer bei Puerto de Pollensa – Es wirkt so, als käme Odysseus mit seinen Mannen gleich um das Felsenkliff gesegelt und wollte sich über die Strandnymphen hermachen. Eine scheint bei Zeus in Ungnade gefallen zu sein und wurde in eine Ziege verwandelt.

Bistro Einstein in Ses Salines unter Leitung eines ambitionierten deutschen Paares bietet köstlicheTapas-Variationen.

Was kann nach der Heimkehr noch trösten? Genau, bei Taiwanern hilft nur gutes Essen und am Besten aus Taiwan. Welch ein Glück, dass kürzlich wahrscheinlich das erste Taiwan-Restaurant in Düsseldorf eröffnet hat, das Fu Yu auf der Immermannstraße.

Deshalb gab es heute Tapas-Variationen auf taiwanisch. Nicht auf dem Foto sind die frittierten Teigtaschen, die Schnitzelchen, Peking-Suppe sowie das besonders leckere Tofu, zubereitet in der Art von „Stinky Tofu‟. Und das Schweinefleisch der Schnitzel schmeckte gar nicht deutsch! Woher haben die nur diesen tollen Tofu? Die beste Ehefrau von allen hat schon gleich ihre kommenden Restaurantbesuche mit Nichte, Kollegen, Freunden und Bekannten terminiert.

Dienstag, 30. September 2014

Radverkehrsförderung

Wieviel Humor haben Taiwaner?

Zwei dauerkranke Mitarbeiter, deren Vertreter weg mit lang genehmigten Urlaubsanspruch, eine unbesetzte Stelle im Arbeitsgebiet und jetzt noch die Kündigung des Vertreters für diese unbesetzte Stelle, dazu eine Personalverwaltung, die alles ignoriert, sowie ein Kontroll- und Entscheidungsorgan, das seine Rolle darin sieht, neue Arbeitsaufträge über das hinaus zu generieren, was ohnehin schon zu erledigen ist. Zeit und Energie gehen so im täglichen Erwerbsleben verloren. Für den Blog bleibt im September 2014 nur ein Lebenszeichen.

Zu Hause haben jetzt alle Rollläden im Erdgeschoss ihre Funktion aufgegeben, so dass unsere Küche halb verdunkelt ist. 6 Jahre währt mittlerweile das Gerichtsverfahren, nachdem die Fensterbaufirma uns beim Neubau verklagt hat, um ihre Zahlungansprüche für das „mängelfreie‟ Werk durchzusetzen. Bestand noch bis vor kurzem die Hoffnung, nach dem Beweissicherungsverfahren die kaputten Teile reparieren zu lassen, hat jetzt der zweite vom Gericht bestellte Sachververständige seine Inkompetenz in Sachen Rollläden zugegeben. Zuvor hatte er mehrere Tausend Euro (Vorkasse der Beklagten) einkassiert, danach aber auch ein Ordnungsgeld wegen Nichterscheinens zur Anhörung vor dem Gericht. Finanziert wird das ganze Spiel, an dem viele verdienen, der Bauherr, weil er der einzige ist, der beim Bauen Geld herein gibt. Nun ist Sachverständiger Nr. 3 vom Gericht bestellt. Die erneute Vorkasse von 1.500 Euro haben wieder die Beklagten geblecht. Bei der Geschwindigkeit des Verfahrens steht uns ein langer dunkler Winter bevor. Jedenfalls läuft das Beweissicherungsverfahren noch und da wollen wir keine Beweise zerstören. Vielleicht blogge ich bei Gelegenheit mal detailliert dazu, wenn ich wieder richtig sauer bin.

So ist das subtropische Taiwan weit weg. Nur Fotos und Erinnerungen auf der Festplatte und die spannenden Nachbarblogs lassen das Inselleben präsent werden. Wann kann Luo You wieder so lustige Ideen wie den Beginn des Radweges in der alten Zuckerfabrik von Ciaotou (橋頭) bewundern? Perfekt markiert, steht nach einem Meter der Baum im Weg, wobei der Stamm mit zwei orange undweiß gestreiften Pollern gut gesichert ist. Wer denkt sich so etwas aus und baut es?

Es gibt noch Hoffnung, die deutsche Tristesse wenigstens für eine gewisse Zeit zu verlassen. Mallorca naht. Einer vorausgeschickten Taiwan-Mission folgend fliegt Luo You in den nächsten Tagen zur besten Ehefrau von allen auf das mediterrane Eiland. Eigentlich sehr ungewöhnlich, dass Taiwaner dorthin reisen wollen. Mal schauen, wie es uns dort ergehen wird.

Dienstag, 12. August 2014

Der imperiale Kohl

Ist Taiwan noch ein Reiseland?

Wenn mehr als 1 Milliarde (1.000.000.000) Menschen ermuntert werden, sich eine relativ kleine Insel, etwa 10 % größer als das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen anzusehen, ist das Ergebnis vorhersehbar. Dies gilt umso mehr als diese Insel in den früheren Jahrzehnten zu etwas Verbotenen, etwas Wert- und Geheimnisvollen hochstilisiert wurde. Der Milliarde und mehr an Menschen wurde seit ihrer Kindheit durch Staat und Schule eingetrichtert, wie bedeutsam das Eiland Taiwan für das große China und dem Wohlergehen der Nation ist. Nun ist der Moment gekommen für alle, die es sich leisten können und heiß darauf sind, dieses Geheimnis zu ergründen.

Bei ihrem Sommeraufenthalt berichtete eine der Nichten davon, dass sie kürzlich beim Besuch des nationalen Palastmuseums (NPM) in Taipei angesichts der Mengen an Besuchern aus der Volksrepublik China nicht in der Lage war, sich eines der berühmten Exponate - wohl vor dem Beginn der gerade noch laufenden Ausstellung in Japan - anzusehen. So umlagert war der kaiserliche Kohlstrunk mit Heuschrecke, aus edler Jade kunstvoll geschliffen und poliert.

Dabei gibt es, dem oben eingefügten Link folgend, durchaus besondere Öffnungszeiten mit freien Eintritt für Bürger der Republik China abends am Freitag und Samstag. Diese Zeit sollten die Einheimischen tunlichst nutzen.

Insofern ist dieses Foto aus dem Jahr 2004 des imperialen Jade-Kohls (翠玉白菜) fast frei von anderen Betrachtern und herumstehenden Menschen schon als Rarität zu werten. Luo You konnte damals bei seinem zweiten Besuch im Museum die Zeit, Kunst und Kulturschätze genießen, die Chinas Kaiser zusammengetragen hatten und nach den Wirren des zweiten Weltkriegs und des Bürgerkriegs in Taiwan zu Ausstellung kamen.

„Wäre nicht Familie und Verwandtschaft in Taiwan, würde mich nichts dahin ziehen“, sinniert die beste Ehefrau von allen. Dann lamentiert sie über die hohen Hotelpreise für den geplanten Wochenendausflug mit der Schwiegermutter in Taiwans Osten oder am Sonnen-Mond-See.

Nun ja, einige weiße Flecken gibt es schon noch, die Luo You reizen, so etwa Taipingshan und die Schneeberge, die Matsu-Inseln oder die Nordküste Taiwans. Ob diese Orte für sich allein plus fremdartige Kultur, Küche und freundliche Menschen ohne die familiäre Bindung ausreichen, um nach Taiwan zu reisen, ist für mich aber auch fraglich. Das größere China, die alte Kolonialmacht Japan, die Tropenparadiese mit ihren Traumstränden in Südostasien bieten einfach und objektiv betrachtet Reizvolleres in größerer Auswahl.

Angesichts genug vorhandener Familie in Taiwan löst das bei mir noch nicht die Frage aus, ob mit den Gedanken meiner Frau auch der erträumte Ruhestand im ländlichen Raum auf der Pazifikinsel gefährdet sein könnte.

Montag, 11. August 2014

Der große Nachtmarkt

Cranger Kirmes 2014

Ein echter Wanne-Eickeler ist jedes Jahr auf der Cranger Kirmes zu finden. Zwar gehören wir Wanne-Eickeler zu einer aussterbenden Gattung, denn nach der Eingemeindung werden nur noch Pass-Herner in den Grenzen der am 31.12.1974 untergegangenen Stadt geboren. Dennoch ist das Bewusstsein als Wanne-Eickeler etwas Besonderes zu sein immer noch wach.

Trotz der anfänglichen Abneigung des früheren Politiklehrers und heutigen Oberbürgermeisters hat es sich durchgesetzt: WAN für Wanne-Eickel als Autokennzeichen ist zurück und erfreut sich neuer Beliebheit.

Also gehörte es auch zum Pflichtprogramm für die Nichten den drittgrößten „Nachtmarkt“ Deutschlands zu besuchen. Größere Volksfeste sind nur das Oktoberfest in München und die Canstatter Wasen in Stuttgart. Für das Wort „Kirmes“ haben wir übrigens noch keine passende Übersetzung gefunden, was Wörterbücher und LEO anbieten, trifft die Sache nie so richtig.

Funkelnde Lichter, tolle Fahrgeschäfte, eine Vielzahl an Verkaufsständen, die klrmesübliche Geräuschkulisse, halten beim etwa vierstündigen Rundgang das Interesse und die Neugier wach.

Hinzu kommen unterschiedlichste Menschentypen, die gesehen werden wollen oder gerne an der riesigen Zusammenkunft teilhaben. Entsteht für die Besucher aus Asien schon mal der Eindruck, dass Deutschland ein dünn besiedeltes Land ist, so kann dieses Vorurteil auf dem Jahrmarkt korrigiert werden. Bei der Menge an Menschen, visuellen und akustischen Reizen fühlen sich augenscheinlich die Taiwaner so wohl wie beim Samstagsbesuch von IKEA zur Hauptgeschäftszeit.

Sogar die rasanten Fahrgeschäfte wurden von einer Nichte angenommen, um auf der gigantischen Achterbahn „Alpina“ ihre Magenfestigkeit zu testen.

Die Frage, ob in Taiwan dazu genauso Gelegenheit bestehen würde, konnte ich nicht abschließend klären. Jedenfalls ist mein Vertrauen in den TÜV und die Bauaufsicht angesichts der seltenen Unfälle, die meistens durch Unachtsamkeit oder Mißachtung der Gefahr geschehen, groß genug, um keine Einwände zu haben, sich auch wieder einmal in eine deutsche Achterbahn hereinzusetzen, wenn nicht der Bluthochdruck wäre. In Taiwan wäre ich angesichts der Risikoerwartung deutlich zurückhaltender. Recht schnell, eigentlich nach Sekunden, war der Spass durch die Kurven der Bahn zu schießen für die Nichte auch schon vorbei.

Hinter den beeindruckenden und blendenden Kulissen, kommt im Innersten der Taiwaner dann doch etwas Enttäuschung auf. Zwar gibt es reichlich Verkaufsstände, aber was bieten die Buden an? Bier, Brezeln, Bratwurst, Cola und Co., Currywurst mit Pommes, Champignons, Schweinesteaks, Backfisch schränken die kulinarischen Genüsse im Vergleich zu Taiwans Nachtmärkten, die sogar Touristen aus der Volksrepublik China anlocken, merklich ein.

Weder Entenzungen noch Hühnerhintern lassen sich auf der deutschen Kirmes finden. Das „High Light“ ist dann der geflämmte Lachs aus Skandinavien, der im Brötchen oder Plastikschälchen angeboten wird.

Den traditionellen Abschluss bildet das Kirmeseis, die vermutlich schlechteste Eiscreme, die Deutschland angesichts einer Vielzahl italienischer Eiscafés und deren Eiskunst zu bieten hat, obwohl festzustellen ist, dass sich die Qualität von Kirmeseis seit meiner Kindheit gesteigert hat. War es früher reines Softeis, das nach der Aushändigung über alle Finger der Hand zerlief, so gibt es heute eine Grundlage aus verschiedenen wählbaren Sorten von Milchspeiseeis, wie etwa Vanille, Ananas oder Schokolade. Dieser Kern erhöht die Stabilität der kühlen Füllung im Hörnchen. Außerdem ist ein Überzug aus flüssiger Schokolade im Preis, für den der es mag, inbegriffen. Der legt sich ausgehärtet als Kruste um das Eis und sorgt nicht nur so für einen Knuspergenuß sondern auch für mehr Halt bei der immer noch schnell schmelzenden äußeren, soften Eismasse.

Nutella-Crepes als Alternative zum Kirmeseis. Quer durch die Generation der Nichten und Neffen scheint der Wandel in der chinesisch-taiwanischen Kultur von der Negation der Schokolade zum Schokofan zu verlaufen. Extrem: Eine der Nichten belegte ihr Frühstücksbrötchen mit Nutella und darauf Schwarzwälder Schinken. Populär sind Sandwiches in Taiwan mit geschichteten Belägen. Wer also Taiwaner zu Besuch hat sollte ihnen zum Frühstück kombinierbare Brotbeläge anbieten, wie Thunfischpaste, Eieromelett, Eisbergsalat, Tomaten, Salatgurkenscheiben mit Pfeffer, Gouda und Schinken. Kochschinken wurde nicht nachgefragt. Butter und Margarine sind als „Fettkleber‟ zwischen Brot und Belag belanglos. Mayonaise ist beliebter. Quark und Frischkäse sind relativ unbekannt.

Im Gegensatz zu Kindertagen scheint nicht nur Luo You als Konsument auf der Kirmes vernünftiger geworden zu sein. Offenbar haben sich auch die deutsche Hygienetechnik und vorbeugende Maßnahmen so weit entwickelt, dass Vorfälle, von denen etwa durch Fu Ludigel aus Taiwan berichtet wird, nahezu unbekannt sind, es sei denn man treibt es selber durch die Einnahme heiß-kalter Mischungen auf die Spitze.

Samstag, 9. August 2014

China Öl ohne Ende

Wahre und falsche Thesen

Was wünschen sich Taiwaner als Geschenk von Besuchern aus Deutschland: China Öl!

Eine Arbeitskollegin, die ihre Tochter an einem sommerlichen Austauschprogramm ins Ausland für Schüler teilnehmen ließ, berichtete dies nach ihrer Rückkehr aus dem Sommerurlaub. Von den Ländern, die für ihre Tochter in Frage kamen, blieb zunächst nur Taiwan übrig. Deshalb ging die Tochter dorthin. Die attrativeren Orte, wie etwa England, Australien oder die USA, waren ausgebucht. Die anderen Wahlmöglichkeiten lagen schon an der Grenze zu Schurkenstaaten oder galten als Sicherheitsrisiko für das Mädchen im Alter kurz vor der Volljährigkeit.

Falsch ist übrigens die von der Arbeitskollegin geäußerte These, dass China Öl deshalb so begehrt ist, weil es als eine Art Wunderdroge gilt, die den Taiwaner hilft, den harten Alltag sowie den Lern- und Leistungsdruck zu ertragen. Vielmehr wirkt China Öl im heißen subtropischen Klima als erfrischend und kühlend beim Auftrag auf Stirn und Haut. Deshalb wird es als angenehm empfunden und gerne nachgefragt.

Nun ist die Tochter in Taipei und sitzt dort im chinesischsprachigen Schulunterricht von morgens bis nachmittags um 5. Eigentlich sollte es ja der Sommerurlaub für sie sein, so dass jetzt die Eltern intervenierten und bei der Agentur zur Programmänderung aufforderten.

Im Museum für Geschichte von Kaohsiung, April 2007: In einer Ausstellung zum Jubiläum eines der Gymnasien der Stadt wird der unbedachte Urlauber schnell in die Rolle und Uniform eines gepeinigten Taiwan-Schülers gepresst.

Währenddessen bereiten sich hier die Nichten langsam auf den Rückflug vor. Dabei hat sich bewahrheitet, dass China Öl nur in haushaltsüblichen Mengen abgegeben wird. Dies hat den Zeitplan etwas durcheinander gewirbelt. Die Versandapothek hatte zwar direkt die Bestellmenge per Email bestätigt. Geliefert wurde aber nur die haushaltsübliche Menge, was nach deren Interpretation 10 Fläschchen sind. Dies hat uns zwei Tage gekostet. Schweinerei! Folglich musste in kleinen Chargen durch Familienangehörige, Verwandte und Freunde nachbestellt werden. Die Zielmenge wurde aber noch nicht erreicht.

Korrekturvermerk auf das Rechnung, aber Akzeptanz bei der Bestellbestätigung. Zwar gibt es in den AGB den Hinweis auf die haushaltsüblichen Mengen, das wird aber nicht konkretisiert. Die Klausel fand sich in allen AGB von Versandapotheken, die wir angeklickt hatten. Dabei sind in Asien die Haushalte größer und die sozialen Netzwerk umfangreicher, so dass hier aufgrund der sozialen Verpflichtungen, Geschenke für Freunde und Gäste, ganz andere Mengen benötigt und haushaltsüblich sein sollten.

Erst mit dem Öffnen des Paketes sehen Besteller oder Bestellerin, was die Versandapotheke selber unter haushaltsüblichen Mengen versteht. Dies ist meines Erachtens nicht okay. Und was soll das Ganze, wenn am Ende doch durch gesplittete Bestellungen, die gleiche Menge – versandkostenfrei übrigens - erreicht werden kann? Die sollen doch froh sein, dass sie soviel von dem Zeug verkaufen können.

Der Karton für den Versand füllt sich: China Öl „Made in Germany‟ für Taiwan

Nachdem die ersten Flaschen eintrafen konnte Luo You sie genauer in Augenschein nehmen. Tatsächlich ist auf dem Glas der Flaschen in erhabenen chinesischen Zeichen 中油中, jeweils auf Vorder- und Rückseite.

Da lag die Apotheke in Heidelberg gar nicht so falsch. Nur ist das eben nicht der Name unter dem das China Öl als déguó bǎilíng yóu (德國百靈油) in Taiwan beworben wird.

Dienstag, 5. August 2014

Risiko

Ist Taiwan gefährlich?

Diese Frage stellt sich verstärkt nach den Gasexplosionen in Kaohsiung (高雄) am 31. Juli 2014, wozu Aris Teon weiterführende Links in seinem Blog zusammengestellt hat. Das Unglück fand in einem relativ innenstadtnahen, dicht bebauten Stadtgebiet mit gemischter Nutzung statt. Verwandte, Freunde von mir und ich nahmen Anteil an dem Schicksal der vielen Menschen, die ums Leben gekommen sind, und deren Familien.

Natürlich gibt es überall auf diesem Planeten ein allgemeines Lebensrisiko, verletzt zu werden oder uns Leben zu kommen. Aber im Vergleich zu Deutschland dürfte das Risiko in Taiwan, Opfer eines Verkehrs- und Industrieunfall zu werden, ein Vielfaches höher liegen. Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen.

Zunächst einmal ist die Insel Taiwan von den naturräumlichen Bedingungen mit saisonalen Taifunen, subtropischen Stürmen, Regenfällen und Erdrutschen ganz anders aufgestellt als Mitteleuropa. Eine geologisch instabile Situation an zwei tektonischen Platten kann zu unvorhersehbaren Erdbeben mit erheblichen Auswirkungen führen.

Kaohsiungs Süden – Wohnen zwischen vernetzten Industriebetrieben und Umschlaganlagen für alle möglichen Güter am Hafen. Ungeahnte Risiken stecken im dicht bebauten Stadtgebiet.

Dann gibt es auch sozio-ökonomische Differenzen. Das rasche Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte, die wesentlich höhere Nutzungsdichten und eine stärkere Toleranz bei Umwelt-und Sicherheitsfragen zu Gunsten einer raschen ökonomischen Entwicklung haben ihren Preis, der zum Teil erst später bezahlt werden muss. Ob angesichts der zur Verfügung stehenden großen Ressource an Menschen das einzelne Leben von geringerer Bedeutung im chinesischen Kulturkreis ist, damit geringere Sicherstandards gefordert und größere Toleranzen zugelassen werden, wäre zu diskutieren.

Erfährt der Leser von der geringen Höhe der Entschädigung für die Angehörigen der Todesopfer anlässlich des Flugabsturzes auf den Penghu-Inseln am 23. Juli 2014, sieht er sich in dieser Vermutung bestätigt.

Kritische Wetterlagen können Flüge zu risikoreichen Abenteuern machen – Dornier 228 in Lan Yu, der Orchideeninsel, kurz vor dem Rückflug nach Taidong im Dezember 2006. Diese Strecke war sicherlich aufgrund des starken Windes das gefährlichste Flugerlebnis meines Lebens.

Immerhin ist festzustellen ist, dass mit jedem Unglück das Bewusstsein und der öffentliche Druck wachsen, Verbesserungen für die Sicherheit des Einzelnen zu erreichen. Dabei ist davon auszugehen, dass sich die Standards weltweit stärker annähern werden.

Alte Pipelines werden erfasst, stärker kontrolliert und in Notfallplänen aufgenommen. Bei Fluggesellschaften entsteht mehr Bewusstsein für die Gefahren aus Krisengebieten. Ich habe mich schon immer unwohl gefühlt über Afghanistan zu fliegen. Schlechtwettersituationen sollten kritischer bewertet werden. Hier ist bei mir als Passagier mehr Bewusstsein entstanden, besser einen Tag später bei ruhiger Wetterlage zum Flughafen zurückzukehren als am Flugsteig wartend den erstmöglichen Flieger im Sturm zu nehmen.

Spiel mit dem Atommüll – Versuch einer Senkung des öffentlichen Risikobewusstseins im Atomkraftwerk von Hengchun (恆春), Ausstellungssaal.

Aber auch in Deutschland ist nicht alles im Reinen. Die Konflikte zwischen Wirtschaftsinteressen und der Besorgnis einer potenziell betroffenen Öffentlichkeit, sei es bei Pipeline-Verlegungen oder gegen eine weitere nukleare Nutzung und deren Entsorgung, bestehen auch hier.

Störfallbetriebe, wo giftige und gesundheitsschädliche Substanzen oder Strahlungen austreten können, nahe an Wohngebieten und öffentlichen Nutzungen, gibt es auch im entindustriealisierten Deutschland noch in großer Zahl. Es wird solche Situation voraussichtlich noch über eine sehr lange Zeit geben. Selbst mit allen erdenklichen Maßnahmen, so sagen es Experten aus den zuständigen Behörden, wird es nie gelingen, das Risiko eines Unfalls völlig auszuschließen. Da sollten sich auch die Deutschen nichts vormachen.

Was läuft eigentlich durch die Produktenpipelines aus den 1970er Jahren hinter meinem Elternhaus im Ruhrgebiet?

Montag, 4. August 2014

Noch mehr China Öl

Vorsicht Zollkontrolle!

Das Foto der Verkaufstelle von China Öl (中油) in Heidelberg hat mich jetzt erreicht, so dass ich es gerne mit Bezug auf den letzten Beitrag einstelle.

Die Apotheke in Heidelberg ist sicher eine gute Gelegenheit für den rundreisenden Deutschland- oder Europatouristen sich schnell mit dem deutschen Original-China-Öl déguó bǎilíng yóu (德國百靈油) einzudecken.

Ein „Eye Catcher“ für taiwan-asiatische Augen sind sicher die gelben Enten, die vielleicht unbeabsichtigt an die Kunstaktion von Florentijin Hofmann in Taiwan 2013 erinnern.

Meine Frau berichtete, dass in chinesischsprachigen in Foren ein lebhafter Erfahrungsaustausch stattfindet, wo die besten und preisgünstigsten Bezugsquellen für Chinaöl in Deutschland sind. Da gibt es sogar Berichte, dass angeblich einige Händler den Verkauf quasi auf haushaltsübliche Mengen, also 2 Fläschchen sollen es sein, je Kunden limitiert haben.

Jedenfalls hat die Tante die Online-Bestellung für die Nichten abgewickelt, so dass der Schwager in Taiwan versorgt werden kann, um seine Freunde, Kunden und Geschäftspartner zu beschenken. Über die beachtliche Höhe der Bestellung soll Stillschweigen gewahrt werden. Es geht auch das Gerücht herum, dass der taiwanische Zoll schärfer kontrolliert, um begehrte Importwaren, wie deutsches China-Öl, aufzuspüren und der gerechten Besteuerung zuzuführen. Um so mehr, sollte es hier keine nachvollziehbaren Hinweise auf den „Deal“ geben.

Wieder eine tolle interkontinentale Geschäftsidee, zu der die Entwickler nur zu beglückwünschen sind. Warum hat meine liebe Frau oder Verwandtschaft nicht einmal so einen guten Einfall, was billig aus Deutschland zu exportieren und in Taiwan zu Top-Preisen verkauft werden kann. Will denn keiner Onkel und Ehemann zum Frühruhestand mit 50 verhelfen? Noch Geschäftsanteile im China-Öl-Geschäft zu erwerben, lohnt sich bestimmt nicht, denn der schon etwas beängstigende „Hype“ kann ein schnelles Ende nehmen. Aber wie wäre es mit der Investition in eine taiwanische Oliginal-Deutsch-Malzbier-Fabrik?

Donnerstag, 31. Juli 2014

China Petrol in Heidelberg

Nichten auf Reisen

„Taiwan rules“ während der Sommerferien in Deutschland. Neben Freundinnen meiner Frau besuchen uns auch zwei Nichten, die sich jetzt auf Rundreise durch Deutschlands kulturell ansprechenden Süden befinden.

Vor einer Apotheke in Heidelberg kam die Frage auf, warum dort chinesisches Benzin von China Petrol (CPC) verkauft wird.

Abendstimmung an der Tankstelle von China Petrol in Kenting – nicht in Heidelberg.

Nein, es handelt sich nicht um den Einstieg der taiwanischen Mineralölfirma CPC in den deutschen Markt und deren „Start Up“ durch Kleinmengenverkauf in Apotheken, so wie zu den Anfangszeiten der Automobile. Es war schlicht ein Schreibfehler in ungelenker Handschrift vermutlich eines deutschen Studenten der chinesischen Sprache. Verkauft werden soll in der Apotheke das bekannte China-Öl an die vielen asiatischen Touristen, die durch die malerische Altstadt Heidelbergs streifen. Die den Asiaten bekannte Flasche stand neben dem Hinweisschild im Schaufenster.

Nur heißt das eben nicht chinesisches Petroleum zhōng yóu (中油), sondern besser déguó bǎilíng yóu (德國百靈油).

Eine kurze Internet-Recherche, der Blick in die einschlägigen Blogs und LEO sowie der Ausdruck der Zeichen über den PC hätte hier für mehr Professionalität gesorgt. Aber so bleibt vielleicht sogar der charmante Eindruck des „Man spricht deutsh“ in Heidelberg, das Bemühen um die ausländischen Gäste und die Freundlichkeit ihnen begehrte Produkte nahe zu bringen.

Montag, 30. Juni 2014

(S)accident

Oder: Es müssen nicht immer Miniröcke sein!

Das voyeuristische Kameraauge entdeckt manchmal unbeabsichtigte erotische Momente im alltäglichen Leben. Zum Monatsende, zwischen weltmeisterlichen Fußballspielen und in Vorbereitung und Erwartung des Besuches aus Taiwan zu den anstehenden Sommerferien, lässt sich intellektuell im Blog nichts Tiefsinniges mehr zu Stande bringen.

Irgendwo in Taiwan, irgendwann in diesem Jahr glaubte Luo You, Visionen zu bekommen. Ist das die Mode in Taiwan 2014? Weit weg von der körperverhüllenden Kleidungskultur islamischer Gesellschaften, dem expliziten Herausstellen der körperlichen Vorzüge in Teilen des lateinamerikanischen Raums und dem „Teasen‟ durch das Vorzeigen von kleinen Teilen der eigenen Unterwäschen etwa in Kanada, ist hier gar nichts zu sehen – oder aus anderer Perspektive ziemlich viel.

Liegt es am Schnitt der Jeans, ist der Popo zu flach oder ist die Xiǎojiě (小姐) einfach zu viel auf dem Stuhl hin und her gerutscht? Luo You wird es vermutlich nie erfahren.

Es wird Zeit zum Fernseher zu gehen, sich Deutschland gegen Algerien anzuschauen, Funny-Chips mit Currywurst-Geschmack zur Hand zu nehmen, dabei eine Flasche kellerkühles Köpi alkoholfrei zu trinken und die beste Ehefrau von allen nicht weiter mit einer fremden Poporitze zu verärgern.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Eine Einführung in die Modelleisenbahn – Teil 3.3 – Rund um den Hafen

Die Beschreibung einer Modellbahnanlage zu Taiwan in drei Kapiteln

Im letzten Kapitel geht es um (F) und die folgenden Buchstaben im Plan.

Für das Sägewerk (F) gibt Checheng (車埕) wieder das Vorbild. Die alten Anlagen wurden erneuert und zu Museum, Ausstellungs- und Verkaufshalle umgenutzt.

Im Modell sieht das dann so aus, wenn das Sägewerk von POLA aufgestellt wird.

Auf der Modellbahnanlage wird sich das Sägewerk unmittelbarer am kleinen Hafen befinden, in dem Fischerboote und Frachtschiff anlegen können. (G)

Pier 13 bis 15 im Hafen von Kaohsiung ( 高雄) ist die Vorbildsituation für die Hafenanlage.

Dieser Hafenkai war früher die Anlegestelle für die Militärschiffe, die Kinmen, Matsu und die weiteren Inseln der Republik China vor dem kommunistisch regierten Festland versorgten. Auf dem Foto von 2007 ist die militärische Nutzung aufgegeben und die Umwandlung zum einem zentrumsnahen Erholungsgebiet von Kaohsiung (高雄) hat bereits begonnen, etwa durch eine neue Beleuchtung und Abzäunung zum Wasser. Kleinere Frachtschiffe legen dort noch an. Gut zu erkennen ist das verbliebene Gleis auf der Kaimauer.

Quasi der Bahnhof des Stadtteils Lingya (苓雅) mit Ausweich-, Abstell- und Ladegleisen einige Meter hinter dem Pier 13 bis 15. Im Jahr zuvor, also 2006, drehte hier noch der „Dodo-Train‟ als Ausflugszug seine Runde auf der Hafenbahn von Kaohsiung.

Ein Fischerboot auf dem Weg zu seinem Pier im Hafen von Kaohsiung (高雄).

Bis auf die Fischerboote von GREENMAX führt der Weg zur Nachbildung der Wasserfahrzeuge über den Kartonmodellbau.

ARTITEC hatte in früheren Jahren ein maßstabsgerechtes Küstenmotorschiff im Angebot. Dieses ist aber nicht mehr lieferbar. Auf die Beantwortung meiner Bestellung bei einem französischen Händler warte ich schon seit Jahren, belastet wurde die Kreditkarte aber sofort. Krawall machen oder schlucken? Der relativ geringe Betrag und der Wunsch nicht noch schlechtem Geld gutes hinterher zu werfen, haben meine Entscheidung nach mehreren vergeblich mahnenden Emails bestimmt.

Das richtige Schiff für Massengüter hat der Mitteldeutsche Kartonmodell-Verlag mit dem Küstenmotorschiff 500 Greifswald im Programm. Noch schöner ist die S.S. Wilno beziehungsweise S.S. Krakow von GPM. Das Schiff erinnert stark an das Schiff aus „Cape No. 7‟. Den luxuriösen Bausatz mit Lasercut-Rumpf gab es auf der Intermodellbau in Dortmund 2014.

Neuzeitliche Erweiterungen des Ortes

Die japanischen Kolonialzeit ist lange Geschichte. Die Welt hat sich weiter entwickelt und verändert. Wo heute in Taiwan Menschen zusammen kommen, darf der „Convenience Store‟ (H) nicht fehlen.

Auf der Modellbahnanlage ist deshalb auch ein 7-Eleven eingeplant. Für die Beschäftigten gibt es moderne Wohnhäuser (J), die den heutigen Bedürfnissen entsprechen.

Vorbilder können die Gebäude am Bahnhof von Neishi sein, die bisher kaum richtig genutzt wurden, da die Station nach der Fertigstellung ihre Entwicklungspotenziale noch nicht ausgeschöpft hat. Das soll heißen, dass Neishi quasi auf freiem Feld liegt, dort überhaupt nichts los ist und bis heute keiner dort in Wohn- oder Gewerbegebiete investieren oder sich ansiedeln wollte.

Der chinesische Pavillion auf dem Berg (K)

Der Pavillion war ein Zufallskauf vor vielen Jahren in der Aquarienabteilung eines Kaufhauses in Kaohsiung. Sein ursprünglicher Zweck ist die Positionierung in einem Fischbecken, wohl um den Guppies ihr eintöniges Dasein interessanter zu gestalten. Wie das Foto zeigt, ist das Bauwerk so in etwa mit dem Maßstab N in Europa 1:160, in Asien 1:150, kompatibel.

Somit kann es realitätsnah auf der Anlage, am Besten auf einem Bergsporn über der Siedlung aufgestellt werden, wie zum Beispiel am Schrein des ewigen Frühling in der Taroko-Schlucht. „Kultig‟ ist die Kombination traditioneller chinesischer Architektur mit VW-Bussen.

Aufnahme mit einem T2 vor dem alten Südtor von Hengchun (恆春) – Die Kombination aus einem sonnigen attraktiven Urlaubsgebiet für junge Leute und Ausländer, schönen Stränden und dem Bulli als günstigen, poppig-bunten Campingbus hat ihn zwischenzeitlich zum Symbol und Werbeträger für Taiwans Süden gemacht.

Was noch fehlt?

Kein Taiwan-Modell ohne Betelnüsse und Betelnuss-Stand! Die Landschaftsgestaltung und Vegetation wird sicherlich ein spannendes Thema bei der Ausgestaltung. Erste Studien vor Ort und auf den Elektronik-Seiten zum Aufbau der Betelnuss-Verkaufsbox mit vorbildgerechter LED-Technik wurden schon vor Ort und im Netz gemacht. Die Betelnuss-Schönheit, die in der dargestellten Szene im Bikini zum FUSO-Lastwagen läuft, um die Bestellung aufzunehmen, findet sich in einem Set der Preiser-Figuren. Der Rest der zumeist blondhaarigen Badenden aus der Serie wird zu Englischlehren deklariert, die sich am Strand vergnügen.