Freitag, 6. Dezember 2013

U2

Das Mondkaninchen

Wenn das kommunistische China seinen „Jiao Didi” (小弟弟) zeigt, eine lange Phallusrakete mit orgasmischen Schreien zum Mond schickt und dabei die Tagesschausprecherin zu der Nachricht, wie anfangs dieser Woche geschehen, von der „Ju Tu“ genannten Raumsonde spricht, kommen bei Luo You Erinnerungen an seine guten Jahre in den Diskotheken der 1980er auf.

Aber kann „the only band that matters“, wie zu der Zeit gesagt wurde, mit so unvergeßlichen Songs wie “In The Name Of Love“ wirklich Namensgeber in der sino-kommunistischen Raumfahrt sein? Eine Musikgruppe, die sich für soziale Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und politische Projekte einsetzt?

Vereint schmücken die Flaggen Japans, der Volksrepublik China, der Republik China, also Taiwans, und der USA eine Orchideenausstellung im März 2013. Locker gehen die zeitgenössischen Taiwaner mit dem Fahnenschmuck um, dessen Kombination in anderen Ländern, so in der Volksrepublik, große politische und strafrechtliche Probleme aufwerfen kann. Dabei ist es bestimmt nicht nur schöner, sondern auch wesentlich vernünftiger sich gegenseitig Orchideen zu zeigen als geladene Kanonenrohre und Raketen, wie gegenwärtig um die Senkaku-Inseln.

Es ist also kaum vorstellbar, dass die „Máo Fěi“ (毛匪) derart internationalisiert sind, um der Musikgruppe U2 eine für ihre Regierung so bedeutende Errungenschaft zu widmen oder allein schon darauf Anspielungen machen.

Letztendlich führte die unsaubere Aussprache des von der Tagessprecherin stark simplifizierten Chinesischen zu „U2“. Nach einigen Rätseln vor dem Fernseher kam die beste Ehefrau von allen darauf, dass es sich um „Yuè Tù“ (月兔), das Mondkaninchen, handeln muss.

Dies ist zwar nicht „Yuè Tù“ (月兔), ist aber trotzdem süß. Der Hoppel in der Nähe des Imbißzone bei der Orchideenausstellung dient auf keinen Fall dazu, den Appetit anregen. Er soll sicher zusammen mit seinen Freunden in einem Streichelzoo nach den vielen statischen Pflanzen der Schau Kinder und Erwachsene erfreuen. Bei mir hat es funktioniert.

In der chinesischen Mythologie stampft das Kaninchen, was auf dem Mond lebt, dauernd die Kräuter für das Lebenselexier der Unsterblichen und steht in enger Beziehung zur Mondgöttin, dem „Bunny Girl“ nach Buzz Aldrin.

Selbst wenn der Name „Yuè Tù“ (月兔) mittels eine Online-Abstimmung - bestimmt ganz demokratisch - ausgewählt sein sollte, kann er aus meiner zugegeben beschränkten Sicht als Metapher gelten. Letztendlich überleben auch die Funktionäre im System der Volksrepublik vor allem durch die Erfolge ihrer unermüdlichen Kaninchen, ihrer Wissenschaftler und Experten, Arbeiter und Beamten. Und für herausragende Erfolge braucht es Mondflüge. So einfach ist das mit der Raumfahrt. Dann wird auch das friedliche Zusammenleben mit den Nachbarn weniger wichtig.

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