Samstag, 16. Februar 2013

Das Dutzend ist voll - Teil 3 und Ende

12 Jahre Reisen in Taiwan - 12 Years Of Travel in Taiwan

Für viele Menschen ist Taipei Eingangstor zu Taiwan. Für mich war es der Endpunkt meines Urlaub 2001 auf der Insel. Das war gut so. Ging es zunächst vom sonnigen Kaohsiung quer durch den Süden, dann durch das überwiegend ländliche „Eastern Rift Valley“ nach Norden, so konnte ich die stressigere Hauptstadt entspannt und offen für ihre vielen Attraktionen erreichen.

Moloch Taipei - Hier der Blick aus einem der Zimmer in der Jugendherberge von Taipei. Wie eine alles verschlingende Macht hat die Großstadt den Kessel eingenommen, der zwischen den Ausläufern des Xueshan-Gebirges oder der Schneeberge im Süden und Osten, dem Yangminshan-Bergen im Norden und dem Tafelland von Linkou im Westen befindet. Und die vom Menschen gebaute Häßlichkeit dehnt sich weiter nach Südwesten in den Kreis Taoyuan, nach Südosten durch den Xueshan-Tunnel ins Ilan-Delta aus.

Sämtliche meiner Aufenthalte auch in späteren Jahren in Taipei waren interessant und haben den Blick auf neue Dinge ermöglicht, aber sie waren auch stets belastend und stressig. Das betraf nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern auch die mitmenschliche Harmonie. Also, das heißt, wenn es Krach und Unstimmigkeiten gab, dann meistens in Taipei.

TaiChi zur Erhaltung der Gesundheit in einem stressigen Umfeld - Eine Gruppe mit ihrem Lehrer praktiziert früh morgens an der Konzerthalle von Taipei.

Besuch im Long Shan Tempel - Auch Religion kann helfen, die Ferne der Großstadt von der eigenen Natur zu bewältigen. An dem stark besuchten Sakralort begegnete mir die chinesische Göttertriade Fu. Lu und Shou, die ich sofort mit den heiligen drei Königen aus dem Morgenland des christlichen Glaubens assoziierte. Deren Segen durfte und konnte ich direkt unter ihnen erbitten. Die Toleranz der asiatischen Religionen ist im Vergleich zum Islam und Christentum grandios.

Natürlich gehörte zum Programm des erfahrungsfreien Touristen Asiens auch der Besuch einer chinesischen Oper im „National Taiwan Junior College of Performing Arts“. Die Schule ermöglichte die zeitlich angemessenene und für den Ausländer gewiss entschärfte Darstellung dieser traditionellen Darbietung. Eine modellhafte Nachbildung der Theatermasken, die ich dort erworben habe, zählt heute noch zum Inhalt meiner Kuriositätenkiste.

Kuriositätenkisten vom Feinsten oder in Englisch geschrieben „curio boxes“ gab es dann im Neuen Palast Museum. Die riesige Sammlung der besten chinesischen Kunst aus Jahrtausenden ist ein unermesslicher Schatz. Glücklicherweise ist es gelungen, diesen auch in den Kriegszeiten zu sichern und dem kommunistischen System mit seinen Ausfällen, wie der Kulturrevolution, vorzuenthalten.

Während die Weihnachts- und Neujahrszeit quasi mit dem Drei-Königstag abschließt, stellt in Taiwan das Laternenfest den Schluss der Neujahrszeit dar. Für das nationale Fest in Taiwan 2001 war der Platz um die die Chiang-Kai-Shek-Gedächtnishalle geschmückt.

Am 14. Februar 2001 startete mein Rückflug über Amsterdam nach Deutschland. Als wir in den ersten Tagen meines Aufenthaltes einen Nachtmarkt in Kaohsiung besuchten, traf ich überraschend beim Auslöffeln Nachspeise aus süßen Bohnen auf einen jungen deutschen Ingenieur. Er war dort mit seiner taiwanischen Ehefrau. Mich wunderte damals, dass sie in Englisch miteinander redeten. „Ja“, sagt ich zu meiner Begleiterin, „Wie kann das sein? Da leben sie so lange zusammen, haben geheiratet und kommunizieren weder in Chinesisch noch in Deutsch, sondern immer noch in Englisch als einer dritten Sprache.“ Mit der Begleiterin von damals bin ich heute verheiratet und unsere gemeinsame Sprache, in der wir fast alles bereden, ist Englisch. Ich konnte es nicht vorhersehen.

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