Freitag, 15. Februar 2013

Das Dutzend ist voll - Teil 2

12 Jahre Reisen in Taiwan - 12 Years Of Travel in Taiwan

Nachdem der rheinische Karneval und die chinesischen Neujahrstage zu Ende gegangen sind, ist wieder Gelegenheit in der Vergangenheit zu schwelgen. Genau wie 2013 fiel auch 2001 in das Jahr der Schlange entsprechend dem zwölfjährigen chinesischen Tierkreis. Auf den Tag genau ist es 12 Jahre her, dass ich meinen Fuß wieder auf deutschen Boden setzte. Der Rückflug startete damals von Taipei.

Beregneter Rollrasen mit Reispflänzchen, die darauf warten mechanisch auf den Feldern des östlichen Grabentals von Taiwan zum Jahresanfang 2001 gesetzt zu werden.

Stand im Mittelpunkt des ersten Teils der Reiseschilderung der Weg in Südtaiwan vom Westen in den Osten der Insel, so geht es in diesmal um die Fahrt durch Osttaiwan nach Taipei. Zwischen Chihshan und der Hauptstadt im Norden lagen im zweiten Abschnitt meiner Jungfernreise durch Taiwan als wesentliche Stationen: Loshan-Wasserfall - Yuli - Am Xiuguluan Fluss bei Rueisuei – Hualien – Lin Tien Shan - Tianhsiang im Taroko Nationalpark – Seeklippen - Luodong und Ilan – Taipei.

Blick vom Lo-Shan-Wasserfall zurück ins Grabental, dem „East Rift Valley“ (花東縱谷). Zur Begeisterung meiner Begleiterinnen lernte ich bei der Anfahrt zu dem Ort das schwierige chinesische Wort pùbù (瀑布) in perfekter Aussprache. So sind sie halt zu den Auswärtigen, immer höflich und meistens voll des Lobes. Da gibt es für die Deutschsprachigen sicherlich ganz andere schwer zu überwindende Hürden im Chinesischen als diese einfache Silbenkombination mit Vokalen und Konsonanten, die uns nicht besonders fremd sind, sowie zwei fallenden Tönen.

Karaoke in Yuli - Für Taiwaner sind regelmäßige warme (!) Mahlzeiten extrem wichtig. Beim folgenden Gegenbesuch habe ich versäumt bei der Reiseplanung darauf zu achten. Dies war ein ganz übler Fehler. In Taiwan jedenfalls führte uns der Mittagsstop an diesem Tag nach Yuli, einem verschlafenen Nest etwa in der Mitte zwischen Taidong und Hualien. In dem zur späteren Mittagszeit wenig besuchten Restaurant kam schnell die Aufforderung zum Karaoke. Dabei empfand ich mehr als die Lieder von Elvis Presley im Duett mit einer anderen, mir bis dahin unbekannten Restaurantbesucherin durchaus anziehend.

Kurz vor Rueisuei kreuzt die Haupstraße den Xiugulan-Fluss. Hier befindet sich das beliebte „Xiuguluan River Rafting Service Center“, das ich allerdings immer nur wie ausgestorben erlebt habe. Der Xiugulan-Fluss durchbricht hier das Küstengebirge und bietet auf diesem Abschnitt die Möglichkeit zu Wildwasserfahrten.

Reiseziel zum Ende dieses Tages war die Übernachtungsmöglichkeit in Hualien. Über Beziehungen konnten wir im Gästehaus eines staatlichen Instituts übernachten. Leider stand offenbar das durchaus ansehnliche Gebäude kurz vor notwendigen Desinsektifizierung, so dass ich mein Zimmer mit der vermutlich größten Spinne meines Lebens teilen musste. Der Zimmergenosse hatte vermutlich bereits alle Kakerlaken verspeist, aber leider noch nicht alle Mücken, die sich dort eingeschlichen hatten. Die ließen mich nicht schlafen, so dass ich eine Fotosession mit der Spinne startete.

Der Taiwan-Reiseführer von Werner Lips, der mir in der fremden Kultur bei vielen Themen weiter half, auch wenn er auch die in Taiwan nicht benutzten vereinfachte chinesische Schriftzeichen angab und sonst in der frühen Auflage einige Fehler hatte, beruhigte mich wenig. Da gab es so Weisheiten wie: Je größer die Spalte unter der Tür, desto größere die Tiere, die hereinkommen. Und die der Türspalt war riesig in diesem Raum. Oder, dass Spinnen gerne bei ihren nächtlichen Jagden über die Gäste laufen. Dies sei aber nicht so schlimm, da sie meistens ungiftig wären. Bei den Wort „meistens“ stutzte ich. Auf jeden Fall blieben wir dort nur für eine Übernachtung, da auch andere Zimmer durch Ameisen und anderes Getier belebter waren.

Am nächsten Morgen ging es zunächst einige Kilometer zurück nach Lin Tien Shan (林田山). Es handelt sich hier um eine alte Holzfällersiedlung aus der japanischen Kolonialzeit Taiwans. Neben alter Holzgebäude in japanischer Architektursprache waren auch die Reste einer Waldeisenbahn zu sehen, die der Ausbeutung der Bergwälder diente. Die anwesenden Forstwächter informierten gerne und umfassend in einer kleinen Ausstellung über die Geschichte der Siedlung und die Holzarten, die dort genutzt wurden. Alles wirkte sehr ursprünglich. Die verfallenden Anlagen gaben dem Ort ein hohes Maß an Authentizität. Leider brannte Lin Tien Shan einige Monate später ab. Mittlerweile ist es wieder aufgebaut, aber viel „perfekter“ und etwas touristischer geworden.

Die „National Dong Hwa University“ nutzten wir zum Mittagessen. Sie war eine Gründung im nicht so stark entwickelten Osten Taiwans, die mich stark an die Kette der neuen Universitäten im Ruhrgebiet aus den 1960er Jahren erinnerte. Auch hier ging es darum, den regionalen Strukturwandel zu fördern. Vielleicht kam mir dieser Gedanke auch deshalb, weil das Mensaessen in Taiwan den gleichen typischen Beigeschmack hatte wie in Deutschland.

Ansonsten genossen wir die Vielzahl an guten Restaurants in Hualien. Im Gedächtnis haften geblieben sind auch die dampfenden Frühstückslokale mit ihren gefüllten Baotze, eine Art luftiger Germknödel, und anderen Köstlichkeiten. Hualien war auch der Ausgangspunkt für die Fahrt durch die eindrucksvolle Taroko Schlucht.

Blick von der Pagode oberhalb von Tienhsiang auf den Ort - Wir übernachteten am Ende der Schlucht in Tienhsiang, wo uns die Jugendherberge einen angenehmen Aufenthalt ermöglichte.

Es ging weiter dann nach Norden entlang der Seeklippen bis zur Ebene des Ilan-Deltas.

Touristisches Ziel im Gebiet von Ilan und Luodong waren neben einigen außergewöhnlichen Restaurants der damals neu errichtete Luódōng Sports Park

Da es 2001 noch keinen Autobahntunnel gab, führte der Weg nach Taipei über die Fernstraße Nr. 9 durch die Berge. Beim Blick zurück reflektierten die Reisfelder in der Ilan-Ebene das Sonnenlicht, ein Platz, wo auch der letzte Maure Granadas hätte seufzen können. Es ist wirklich zu bedauern, dass mit dem Tunnelbau und der damit besseren Erreichbarkeit von der Hauptstadt Taipei eine noch stärkere Zersiedlung eingesetzt hat und die traditionelle Landnutzung zurückgeht. Aber wenn es schon im kulturgeladenen Spanien so gruselig aussieht, warum soll es im jungen Taiwan besser sein.

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