Donnerstag, 8. März 2012

Immer der A-Tok-A (阿啄仔)

oder „Burning Luo You“

Immer soll der Atoka (阿啄仔) auf die Bühne. Sei es bei der Teezeremonie in Japan, beim Karaoke in Yuli, zum Mitsingen beim Prinz von Alishan oder bei den Zauberlehrlingen im Nationalen Zentrum für traditionelle Künste in Wujie, gelegen im Landkreis Ilan auf Taiwan, oder sonstwo.

Zündende Ideen haben die jungen Zauberer. Und Luo You geht dabei in Flammen auf.

Das andersartige Aussehen lässt den westlichen Touristen in der Masse auffallen und macht ihn direkt zum Ziel, wenn Freiwillige aus Publikum für die Bühne benötigt werden. Das ist sicherlich nett gemeint, den fremdem Gast durch besondere Teilnahmemöglichkeiten hervorzuheben, ihn quasi zu ehren, und ihm ein besonderes Erlebnis zu ermöglichen.

Einladung zum Gesang. Bevor der Prinz von Alishan (阿里山王子) den netten Herrn an seiner Seite zum Mikrofon bewegte, war der einzige anwesende Mensch mit hellen Haaren und hoher Nase aufgefordert worden, mit ihm zu singen, was der Atoka aber zurückwies.

Meine fehlende musikalische Erziehung und diesbezügliche Ahnungslosigkeit wollte ich nicht der Ur- und Ur-Urbevölkerung zumuten, wo doch in vielen Häusern Taiwans Pianos - zwar meist verstaubt oder mit Gerümpel zugestellt, ursprünglich für die musische Erziehung der Kinder beschafft - herumstehen und häufig Karaoke aus Wohnungen, Läden, Gaststätten und über Plätze schallt. Darüber hinaus gibts es viele Taiwanesen, die in Deutschland Musik studieren und erfolgreich eine Profession als ernsthafte Musiker anstreben.

Die bewundernswerte Darbietung klassischer Musik eines taiwanischen Studenten gab es im Sommer 2010 in Düsseldorf, die viel Applaus brachte.

Ein hohes musikalisches Verständnis im Publikum ist daher in Taiwan regelmäßig zu erwarten, dem ich mich, von gleicher Muttersprache wie Mozart, Beethoven und Schubert, nur ungern entgegenstellen möchte.

Aber, die Frage sei erlaubt, wird der oft auf die Bühne geholte Atoka nicht auch zum Narren gemacht? Wird seine Unbeholfenheit in der fremden Umgebung, seine gefühlte und bewusst gemachte Fremdartigkeit nicht - wenn auch nur unterbewusst durch den freundlich nach vorne Bittenden - zur Schau gestellt? Obwohl, in Wujie wurden nach mir genauso japanische Touristen (Achtung: Japaner sind keine Atoka!) zum Mitmachen auf die Bühne gebeten.

Wasserbombe im Fischerhafen von Tamshui. Den Spassmacher und Narren gibt ein Mensch mit westlichem Gesicht, der sich mit Taiwans heranwachsenden Kindern beschäftigt, ganz so wie im richtigen Leben die muttersprachlichen Englischlehrer auf der Insel.

Dies führt zu der Frage: Kann der Atoka auf die gleiche Stufe mit erwachsenen Taiwanern gestellt werden? Oder deutet eine fehlende sprachliche und kulturelle Kompetenz nicht auf eine mehr infantile Zugehörigkeit hin? Was dadurch einer Erhöhung der chinesischen Leitkultur dienen würde? Vielleicht denkt der Atoka hier auch nur zuviel und zu atokazentrisch?

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